Fotografien für die Schatzalp, 2019
Für zwei Wochenenden im Jahr wird das ehemalige Jugenstil Sanatorium, das immer noch in seiner ehrlichen Verfassung ist, zu einem Privaten Festivalgelände.
Thomas Mann beschrieb in seinem 1900 veröffentlichten Roman «Der Zauberberg» das Leben im Sanatorium.
Die Seele des Hauses, die Architektur, blieb weitgehend erhalten. Die Zauberberg-Romantik wird auf der Schatzalp immer spür- und sichtbar sein.
Dies ist eine persönliche Auswahl meiner dort entsandten Fotografien. Alle Fotos sind als analoge Einzel- oder Mehrfachbelichtungen. Die Textpassagen aus Thomas Manns Zauberberg sind zufällig ausgewählte Passagen. Das Sanatorium ist immer noch im gleichen Zustand als Thomas Mann sein Roman dort auf einer Kur schrieb.
The Project Gutenberg stellt gesammelte Werke online zu r Verfügung
The Project Gutenberg eBook of Der Zauberberg, by Thomas Mann
S. Fischer / Verlag / Berlin
Es war ein Glücksfall und eine Wendung der Dinge zum Guten und Allerbesten ganz beispieloser Art und fast die Fassungskraft überschreitend; es war die Erlösung...
Freiheit
Wie kam es dem jungen Hans Castorp eigentlich vor? Etwa so, als ob die sieben Wochen, die er nun nachweislich und ohne allen Zweifel schon bei Denen hier oben verbracht hatte, nur sieben Tage gewesen wären? Oder schien ihm im Gegenteil, daß er schon viel, viel länger, als wirklich zutraf, an diesem Orte lebe? Er fragte sich selbst danach, sowohl innerlich, wie auch in der Form, daß er Joachim danach fragte, konnte aber zu keiner Entscheidung kommen. Es war wohl beides der Fall: zugleich unnatürlich kurz und unnatürlich lang erschien ihm im Rückblick die hier verbrachte Zeit, nur eben wie es wirklich damit war, so wollte es ihm nicht scheinen, – wobei vorausgesetzt wird, daß Zeit überhaupt Natur, und daß es statthaft ist, den Begriff der Wirklichkeit mit ihr in Verbindung zu bringen.
, wie auch in der Form, daß er Joachim danach fragte, konnte aber zu keiner Entscheidung kommen. Es war wohl beides der Fall: zugleich unnatürlich kurz und unnatürlich lang erschien ihm im Rückblick die hier verbrachte Zeit, nur eben wie es wirklich damit war, so wollte es ihm nicht scheinen, — wobei vorausgesetzt wird, daß Zeit überhaupt Natur, und daß es statthaft ist, den Begriff der Wirklichkeit mit ihr in Verbindung zu bringen...
Sie bezeichnen sehr gut ein unzweifelhaft sittliches Moment im Wesen der Musik, nämlich dieses, daß sie dem Zeitablaufe durch eine ganz eigentümlich lebensvolle Messung Wachheit, Geist und Kostbarkeit verleiht. Die Musik weckt die Zeit, sie weckt uns zum feinsten Genusse der Zeit, sie weckt . . . insofern ist sie sittlich. Die Kunst ist sittlich, sofern sie weckt...
Dieser Widerstreit zwischen den Mächten der Keuschheit und der Liebe - denn um einen solchen handle es sich -, wie gehe er aus? Er endige scheinbar mit dem Siege der Keuschheit. Furcht, Wohlanstand, züchtiger Abscheu, zitterndes Reinheitsbedürfnis, sie unterdrückten die Liebe, hielten sie in Dunkelheiten gefesselt, ließen ihre wirren Forderungen höchstens teilweise, aber bei weitem nicht nach ihrer ganzen Vielfalt und Kraft ins Bewußtsein und zur Betätigung zu.
Allein dieser Sieg der Keuschheit sei nur ein Schein- und Pyrrhussieg, denn der Liebesbefehl lasse sich nicht knebeln, nicht vergewaltigen, die unterdrückte Liebe sei nicht tot, sie lebe, sie trachte im Dunklen und Tiefgeheimen auch ferner sich zu erfüllen, sie durchbreche den Keuschheitsbann und erscheine wieder, wenn auch in verwandelter, unkenntlicher Gestalt . . . Und welches sei denn nun die Gestalt und Maske, worin die nicht zugelassene und unterdrückte Liebe wiedererscheine?